KURZPORTRAIT BAUMPFLEGESPEZIALISTin
Die Berufsbezeichnung BaumpflegespezialistIN ist Personen vorbehalten, welche die Berufsprüfung erfolgreich absolviert und damit den eidgenössischen Fachausweis erlangt haben. Das Fachwissen der BaumpflegespezialistINNen ist im Vergleich zu europäischen Baumpflege-Berufen sehr gross. Ihre praktischen und technischen Fertigkeiten erfüllen höchste Standards.
BaumpflegespezialistINNen kümmern sich um Bäume im urbanen Raum von der Pflanzung bis zur Fällung und sind auch gutachterlich tätig.
TÄTIGKEITSSPEKTRUM
BaumpflegespezialistINNen betreuen die Bäume von der Pflanzung bis zur Fällung.
Baumpflanzung
Beratung der Kundschaft in der standortgerechten Artenwahl, Auslese der Baumschulware, Ausgestaltung des Baumstandorts, korrekte Pflanzung und Anbindung, Anwachspflege, Jungbaumpflege und Erziehungsschnitt
Kronenpflege
zielorientierter Kronenschnitt (Pflege-, Auslichtungs-, Begrenzungsschnitt etc.) nach baumbiologischen Kriterien mit baumschonender Seilklettertechnik
Erhalt oder Wiederherstellen der Verkehrssicherheit
Beurteilung der Stand- und Bruchsicherheit von Bäumen, Kronenentlastungsschnitt, Einbau und Unterhalt statischer oder dynamischer Kronensicherungssysteme
Baumschutz
Definieren, Ausführen und Begleiten von Schutzmassnahmen für Bäume bei Bauaktivitäten wie auch von Massnahmen zur Standortoptimierung, Beurteilung von Gehölzkrankheiten und -schädlingen sowie Holzfäulen, Festlegen von phytosanitären Pflegemassnahmen
Fällungen
sicheres Entfernen von Bäumen auch unter schwierigen räumlichen Bedingungen, bei Bedarf auch mit Kraneinsatz
Baumbeurteilungen
Gutachten zu Stand- und Bruchsicherheit, dem Gesundheitszustand oder dem Schadenersatzwert von Bäumen
AUSBILDUNG
Die Weiterbildung zu BaumpflegespezialistINNen ist in der höheren Berufsbildung angesiedelt und setzt eine abgeschlossene Berufslehre voraus. Für Berufsleute aus der grünen Branche (BaumschulistIN, ForstwartIN, LandschaftsgärtnerIN oder LandwirtIN EFZ) ist für die Zulassung zur Berufsprüfung eine verkürzte Praxiszeit in Baumpflege von 24 Monaten erforderlich. Für InhaberINNEN anderer Fähigkeitszeugnisse dauert die Praxiszeit 48 Monate.
Die Weiterbildung folgt dem dualen Bildungsmodell mit praktischer Arbeit in einem Betrieb und dem Besuch eines Vorbereitungskurses zur eidgenössischen Berufsprüfung. Mit dem Bestehen der Berufsprüfung erweist sich der Absolvent, die Absolventin befähigt, selbständig Bäume richtig zu beurteilen, die notwendigen Pflegemassnahmen zu erkennen und auszuführen.
Unsere Weiterbildung zu BaumpflegespezialistINNen ist in ihrer Ausrichtung – praktisch Ausführende mit grossem Fachwissen ‑ weltweit einzigartig. Regelmässig wird sie auch von Personen aus dem deutschsprachigen Ausland absolviert, die eigens zu diesem Zweck vorübergehend in die Schweiz kommen.
LEHRGANG
Von 2005 bis 2021 wurde der Vorbereitungskurs zur Berufsprüfung für BaumpflegespezialistINNen am Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum LBBZ Schluechthof in Cham durchgeführt. Wegen Umbauarbeiten am LBBZ erfolgt der Kurs 2022 (erstmals im Jahresturnus) am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Wallierhof in Riedholz SO.
Der Lehrgang für Baumpflege dauert rund acht Wochen, sieben davon verteilt auf die Monate April bis Septmber. Im Folgejahr findet die Berufsprüfung statt, in der Regel Mitte / zweite Hälfte August.
Im Vorbereitungskurs wird das nötige Wissen zu allen Fachbereichen vermittelt:
Grundlagenwissen
Bodenkunde zu natürlichen und städtischen Böden, Pflanzensystematik und Morphologie, Gehölzphysiologie, Holzanatomie, Abwehrmechanismen der Bäume, Baummechanik, natürliches und städtisches Baumumfeld
Dendrologie
Gehölzartenkenntnisse, Arteigenschaften und artspezifische Ansprüche
Gehölzpathologie
Schadursachen abiotischer Natur, Gehölzkrankheiten, Gehölzschädlinge, Holzfäulen
Diagnose
visuelle Baumansprache, technische Diagnosemethoden, Schadenersatzermittlung, Rechtsgrundlagen in Bezug auf Bäume, Inventarisierung und Pflegekonzepte
Baumpflege-Technik
Kronenschnitt, Kronensicherung, Baustellenorganisation und Baumschutzvorkehrungen, Pflanzung und Nachfolgepflege, Fällung
Arbeitssicherheit
Materialkunde, Arbeitssicherheitsvorschriften und -massnahmen am Boden und in der Baumkrone
Der Vorbereitungskurs zur Berufsprüfung wird vom Bund unterstützt. Die Kursteilnehmenden erhalten nach Absolvieren der Berufsprüfung (unabhängig vom Prüfungserfolg) auf persönlichen Antrag die Hälfte der Kursgebühr vom Bund zurückerstattet.
Kursort ist die Landwirtschaftsschule des Kantons Solothurn 8Wallierhof) in Riedholz.
BERUFSPRÜFUNG
Die eidgenössische Berufsprüfung für BaumpflegespezialistINNen dauert für die AbsolventINNen vier Tage. An je zwei Tagen werden 21 schriftliche und zwölf praktische Prüfungspositionen absolviert. Der praktische Prüfungsteil beinhaltet den gesamten Tätigkeitsbereich der BaumpflegespezialistINNen: Bäume werden gepflanzt, geschnitten, gefällt und ihre Kronen gesichert wie im Arbeitsalltag.
Organisatorisch stellt die Prüfung eine grosse Herausforderung dar, muss doch jedesmal ein neuer Austragungsort mit geeigneten Bäumen in ausreichender Zahl und in günstiger räumlicher Verteilung gefunden werden. Betreut wird die praktische Prüfung von drei Dutzend ExpertINNen.
Zur Berufsprüfung wird zugelassen, wer sich über die erforderliche Praxiszeit in Baumpflegearbeiten ausweisen kann und einen Fortgeschrittenenkurs in Seilklettertechnik, den Holzerkurs E29 sowie einen Ersthilfekurs absolviert hat.
Detaillierte Informationen zur Berufsprüfung und zu den erforderlichen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten finden sich in der Prüfungsordnung und der Wegleitung (siehe Verband / Dokumente).
Seit der offiziellen Anerkennung der Baumpflegespezialisten 1991 erlangten in 17 Prüfungsrunden 274 Personen den eidgenössischen Fachausweis.